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Schlussstück

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Das alte Weimarer Hoftheater, Hans Wahl, Stich um 1800. Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt, Insel-Verlag, Leipzig 1932. Quelle: Wikimedia
 


 
Mit einem Mal kamen mir die längst vergangenen Mannheimer Tage, mit all’ ihrer Not in den Sinn. Sie wurden durch ein Bittschreiben einer Frau Hölzel, deren Name mir im ersten Augenblick nichts sagte, wieder wachgerufen. Beim Durchlesen ihres Briefes erinnerte ich mich an den Baumeister Hölzel, in dessen Haus ich im Jahre 1784 gewohnt hatte. Damals war ich durch meine Schulden in arge Bedrängnis geraten war. Ohne Fragen zu stellen hatten mir die einfachen Leute mit ihrem mühsam ersparten Geld aus der Misere geholfen. Nun waren sie durch den Krieg selbst in Not geraten und bedurften meiner Hilfe, die ich gerne leisten wollte. Um diese schnellstens in die Wege zu leiten, ließ ich fünf Karolin über Cotta auszahlen und im September schickte ich Ihnen nochmals dieselbe Summe.
 
Am 7. Februar 1799 war ich in Begleitung Goethes nach Jena zurückgekehrt. Ich hatte schon sehr viel Zeit verloren, die es jetzt nachzuholen galt. Goethe war bis Ende Februar in Jena geblieben und Anfang März hatte unser Briefwechsel nach acht Wochen Stillstand aufs Neue begonnen. 
 
In spätestens sechs Wochen sollte das Schlussstück fertig sein und genau am 17. März 1799 war es soweit. Ich konnte die letzten Akte an Goethe senden. Wenn dieser mir bestätigte, dass in meinem Stück alle Anforderungen einer Tragödie erfüllt seien, wollte ich mehr als zufrieden sein, doch er wertete es sogar als ein unschätzbares Geschenk für die deutsche Bühne.
 
Ende März kam Goethe wieder nach Jena und nahm mich am 10. April mit nach Weimar, damit ich den Proben beizuwohnen konnte. Bis zum 25. April hielt ich mich in Weimar auf und erlebte beide Aufführungen des Dramas am 20. und 22. April 1799 mit großer Begeisterung. 
 
Durch das ganze Theater ging ein Schluchzen. Selbst bei den Schauspielern waren einige Tränen geflossen. Schon bei den Proben hatten sie manches Mal vor lauter Rührung nicht weiter sprechen können und selbst Lotte, die das Stück bereits mehr als einmal gehört hatte, konnte sich kaum fassen. Selbst Menschen, denen man sonst keinerlei Gefühlsregung ansah, waren ergriffen.
 
Unter anhaltendem Beifall blickte Lotte mit rechtem Stolz auf mich, und ich dankte insgeheim den Musen, die es diesmal so gut mit mir gemeint hatten.
 
Cotta verkaufte den Wallenstein in den folgenden Jahren mit großem Erfolg. Allein die Erstauflage erschien mit 4000 Exemplaren, und obwohl sie zwei Reichstaler kostete, war sie im Nu vergriffen und wurde mehrfach neu aufgelegt.


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