Wir ließen die letzten trüben Tage des alten Jahres hinter uns und waren am 31. Dezember 1790 vergnügt mit der Kutsche in Richtung Erfurt gefahren, wo man uns am späten Nachmittag bereits erwartete.
Die Dunkelheit hatte sich schon über die Bischofsstadt gelegt, und die Lichter der unzähligen Kerzen, die den großen Festsaal der Statthalterei erhellten, gaben der großen Festlichkeit einen prunkvollen Glanz.
Der Koadjutor war ein geselliger Mensch, der mehrmals im Monat zu Gesellschaften lud, bei denen er keinesfalls nur Leuten von Rang und Namen Zutritt gewährte. Jeder Bürger war willkommen. Es war eine gemischte Gesellschaft, die sich aus allen Schichten zusammensetzte.
An diesem Abend befanden wir uns in einer Menschenmenge aus bekannten und unbekannten Gesichtern. Doch nicht alle anwesenden Personen machten einen Vertrauen erweckenden Eindruck. Im Gegenteil, es waren gar widerliche darunter, vor denen Charlotte zurückschreckte und sich ängstlich näher an mich schmiegte.
Der „Goldschatz“ verschwand aufgrund seiner mittleren Größe in der Menge, wo er dieses Bad ganz offensichtlich genoss. Schon von weitem erkannte man ihn an seinem goldenen Bischofskreuz, das auf seiner Brust glänzte.
Er begrüßte uns gemeinsam mit Professor Dominikus aufs Herzlichste, und es schienen alle Blicke in diesem Saal auf mich gerichtet zu sein. Der Kammerpräsident a. D., von Dacheröden, begrüßte uns in Begleitung seiner Tochter Karoline, die uns schon gemeinsam mit meiner Schwägerin und ihrem Bruder Ernst Ludwig Wilhelm von Dacheröden, Kammerherr und Regierungsrat in Erfurt, entgegen geeilt war.
Die nächsten Tage verbrachten wir gemeinsam in angenehmer Stimmung und wurden unzähligen Leuten vorgestellt. Am 2. Januar 1791 begaben wir uns in die Loge des Koadjutors, um eine Komödie anzusehen. Tags darauf wurde nachmittags zur Sitzung der Akademie geladen, die im Sitzungssaal der Statthalterei abgehalten wurde. Ich war sehr belustigt, als ich von der Akademie kurmainzerischer, „nützlicher“ Wissenschaften die Ehrenmitgliedschaft erhielt.
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