Wenige Tage später wurde ich plötzlich und unerwartet von rheumatischen Schmerzen in der Hüfte geplagt, die bis in den Fuß ausstrahlten, und mit denen ich in peinlicher Stellung bewegungsunfähig im Bett liegen musste. Fast zehn Tage dauerte das Übel, und die Schmerzen besserten sich nur langsam. Ich vermutete als Ursache die kalten Treppen im Schloss.
Am Theater wurde am 2. April Goethes Trauerspiel „Die natürliche Tochter“ uraufgeführt, selbstverständlich mit Mademoiselle Jagemann in der Hauptrolle, und ich machte mich auf Wunsch des Herzogs an die Übersetzungen der Picard-Komödie „Der Neffe als Onkel“, die trotz unzureichender Einstudierung durch die Schauspieler recht erfolgreich war, und des weiteren an eine Mitte Oktober aufgeführte Picard-Übersetzung „Der Parasit“, die jedoch nur mäßigen Anklang fand.
Die Braut von Messina wurde auch in Berlin ein großer Erfolg. Iffland sprach von einer erhabenen Dichtung, die sein ganzes Wesen erschüttert hätte. Goethes „Natürliche Tochter“ hingegen wurde dort wenig später vom Publikum geradezu ausgepocht. Mir wurde zugetragen, dass dies eine verabredete Sache gewesen sei.
Nicht alleine darüber war Goethe enttäuscht. Herder äußerte sich zu den Nachrichten über den Misserfolg zwar lobend über das Stück, traf jedoch mit den Worten, ihm sei Goethes „Natürliche Tochter“ lieber, als sein natürlicher Sohn, wie mit einem Pfeil mitten in Goethes Herz. Goethe empfand diese Art von Triumph widerwärtig, zumal diese Äußerung die langen Jahre ihres städtischen Zusammenlebens in ein anderes Licht rückten. Herder starb nur ein halbes Jahr später.
Am 23. April 1803 erteilte mir der Herzog die Erlaubnis, meine Jungfrau von Orleans erstmals in Weimar aufzuführen, bestand aber darauf, dass die Hauptrolle nicht mit Mademoiselle Jagemann besetzt würde. Amalie Malcolmi übernahm diesen Part, und obwohl sie noch keine allzu große Erfahrung hatte, wurde die Rolle von ihr gut präsentiert.
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