Hölderlin

Friedrich Hölderlin (1770-1843). Quelle: Wikipedia
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Anfang Oktober schien auch der Hofmeister für Charlotte von Kalbs Sohn gefunden zu sein, und ich teilte ihr sogleich meinen Vorschlag mit. Der junge Mann hieß Johann Christian Friedrich Hölderlin und war mir von Gotthold Friedrich Stäudlin empfohlen worden. Hölderlin hatte seine theologischen Studien in Tübingen beendet, verfügte über allgemein gute Zeugnisse, Umgangsformen und französische Sprachkenntnisse und war nicht ohne poetisches Talent. Noch dazu war er Magister der Philosophie und von einem angenehmen Äußeren.
Die vaterländische Luft wollte an mir noch keine Wirkung zeigen, denn mein körperliches Leiden hatte mich auch in Ludwigsburg nicht verlassen und zeigte keine Besserung. Mein Bett war von Arzneigläsern regelrecht umzingelt und von Hoven kam jeden Morgen, um nach mir zu sehen, nachdem ein Bediensteter des Nachts an meinem Bett gewacht hatte.
Meine Krankheit war mir in allem zuwider, selbst meinen Schreibtisch begann ich zu hassen. Die Arbeiten stockten wie schon so oft in letzter Zeit.
Ich machte mir Gedanken über meine Zukunft, mit der auch meine kleine Familie so eng verbunden war und grübelte über meine Existenz und die Ausweglosigkeit meiner Krankheit.
Meinen Aufsatz
Über Anmut und Würde konnte ich Göschen bald überlassen, doch an
Kallias konnte frühestens in einem Jahr gedacht werden. Die Arbeiten daran unterblieben schließlich ganz.
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