Geburt von Tochter Karoline

Karoline Henriette Luise Schiller
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Nachdem wir am 5. September aus dem Gartenhaus zurück in die Stadt gezogen waren und danach Richtung Rudolstadt fuhren, besuchten wir auf dem Rückweg am 13. September 1799 Weimar. Dort nahmen wir das silberne Service von der Herzogin entgegen und blieben zwei Tage. Endlich konnte ich Goethe wiedersehen, und er versprach mir, bald nach Jena zu kommen.
Ich hatte mich durch diese Reise von meiner
Maria losreißen müssen, und das war gut so, denn sonst hätte ich die anstehenden anderen Arbeiten nicht bewältigen können.
Noch vor unserer Abreise hatte ich an den Herzog geschrieben und über Voigt eine Nachricht von ihm erhalten, in der er mir eine Zulage von 200 Talern und somit ein Gehalt von nunmehr 400 Talern zusagte. Außerdem sollte ich zusätzlich 4 Maß Holz erhalten, da der Preis dafür in Weimar sehr hoch war.
Am 21. September hatte Goethe mich um 4 Uhr nachmittags mit seiner Kutsche abgeholt, und wir fuhren spazieren, was ich ausgiebig genoss.
Etwas später im Monat erhielt ich eine Nachricht meiner Mutter, die mir mitteilte, dass meine Schwester Luise am 20. Oktober 1799 den Pfarrer Johann Gottlieb Frankh heiraten würde und mit ihm nach Cleversulzbach ginge, wobei Mutter alleine in Leonberg bleiben sollte.
Am 11. Oktober 1799 konnte ich meiner Schwiegermutter noch in der Nacht melden, dass Lolo gegen 23 Uhr glücklich von einem gesunden Mädchen entbunden worden war.
Die Geburt war nicht leicht gewesen und hatte lange gedauert. Lotte hatte unter starken Wehen und Koliken gelitten und war durch einen großen Blutverlust sehr geschwächt. Die Chère Mère war alsdann aus Rudolstadt gekommen, um uns Beistand zu leisten.
Unser kleines Mädchen wurde am 15. Oktober 1799 auf den Namen Karoline Henriette Luise getauft. Die Patenschaft übernahm Lottes Jugendfreundin Friederike von Gleichen-Rußwurm, die ich bereits seit 1788 kannte, und auch die Chère Mère und Goethe wurden als Paten benannt.
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