Kriegswirren
Die Kriegswirren machten es unterdessen über längere Zeit unmöglich, auf dem Postwege Briefe aus Schwaben zu empfangen. Da der gesamte Posttransport zusammengebrochen war, hatte dies auch Auswirkungen auf Die Horen, die in Schwaben gedruckt wurden. Auch Cotta war in Tübingen unerreichbar für mich. Erst als sich im August die Anspannung löste, wurde auch der Postweg wieder geöffnet.
Lazare Carnot in der Schlacht bei Wattignies
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Meine Schwester berichtete mir, dass Vaters Transport nach Leonberg nicht möglich gewesen sei, da dieser nicht mehr fähig war, vom Bett aufzustehen. Alle befürchteten, dass er diese Fahrt nicht überleben würde. Völlig ohne Schutz blieben sie also auf der Solitude und harrten der Dinge, die da kommen mussten, voller Angst, Tag und Nacht. Christophine schrieb von Kugeln, die um das Dach sausten und von der Feuergefahr, in der sich das Haus ständig befand. Die kaiserlichen Truppen kämpften immer noch in der Nähe und die Franzosen waren nicht mehr weit. Am 18. und 19. Juli marschierten um die 100 Mann des französischen Freicorps vorbei an der Solitude.
Mit einem einzigen Säbelhieb waren fünf Soldaten mit geladenen Gewehren in das Haus meiner Eltern gedrungen, forderten Wein, Brot und Wäsche und verschwanden sogleich wieder. Dasselbe Spiel erfolgte einige Minuten später mit neuen Soldaten, die die gleichen Forderungen stellten. Einer davon wollte partout ein Hemd, doch es war keines mehr im Haus, nur noch das, welches mein Vater am Leibe trug. Sie nahmen ihm alles, das Hemd, seine Hosen, sein Schnupftuch und das Geld. Louise rissen sie ihre zwei Halstücher herunter. Mit noch drei silbernen Löffeln machten sie sich fort.
Meine Schwestern und auch Mutter hatten große Angst vor einer Vergewaltigung. Deshalb drängte meine Mutter darauf, zu flüchten und sich in einer im Wald befindlichen Höhle unter der Brücke zu verstecken, bis die Soldaten durchgezogen waren. Hier blieben sie einen ganzen Tag, bis ein französischer Kommandant auf der Solitude einrückte.
Anfang August zogen sich die Franzosen bis hinter den Rhein zurück. Hinterlassen hatten sie nahezu 300 Kranke und Verletzte und bis zu 2000 sollten noch hinzukommen.
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