Reise nach Weißenfels
Weißenfels um 1647, Kupferstich von Matthäus Merian. Quelle: Wikipedia
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Gleichzeitig reifte in mir der Entschluss einer weiteren Veröffentlichung in Form eines
Musen-Almanachs, was mir nach dem plötzlichen Tode Bürgers am 8. Juni 1794 möglich wurde.
Als Verleger wählte ich hierfür Salomo Heinrich Karl August Michaelis, der mir durch Humboldt vermittelt worden war. Göschen, dem ich Mitte Juni mein Desinteresse an der Fortsetzung der
Neuen Thalia bekundet hatte, fühlte sich nun gänzlich ausgegrenzt. Die neuen Verlagsbeziehungen trübten unsere einst so freundschaftliche Verbindung.
Körner, den ich bereits im vergangenen Jahr vor meiner Schwabenreise sehnlichst erwartet hatte, konnte es wieder nicht möglich machen, zu mir nach Jena zu kommen. Aber eine Reise nach Leipzig konnte ich nicht wagen, da mein Gesundheitszustand dies nicht zuließ.
So entschloss ich mich gemeinsam mit Humboldt dazu, Körner für einige Tage in Weißenfels zu treffen, obwohl Humboldt bis vor kurzem noch an dem Rezidiv eines kalten Fiebers gelitten hatte. Gerne hätte ich auch Minna und Dora wieder gesehen, doch meine Krankheit, die mich in der letzten Zeit wieder mit unberechenbaren Anfällen quälte, verdarb mir oft den Umgang mit den besten Freunden.
Zum ersten Mal hatte ich mich von meiner Familie getrennt und erlebte das Wiedersehen, als eine ganz neue, wunderbare Erfahrung. Nach dem Treffen Körners erwachte eine alte Sehnsucht in mir, der Plan des
Wallensteins.
Was sollte ich tun, wenn der poetische Geist mich überraschte? Sollte ich mich der Gefahr aussetzen und ein verunglücktes Produkt erzeugen, wie vor Jahren meinen
Don Carlos, der mich nun anekelte!? In den letzten Jahren war ich ein völlig neuer Mensch geworden, und ich bat Körner um ein ehrliches, strenges Urteil, dem zu folgen ich bereit war.
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